Manfred SODIA

Ursprünglich war der 1971 geborene Manfred Sodia sein halbes Leben als Software-Entwickler tätig, bis er sich 2016 entschied, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen und sich hauptberuflich der Fotografie zuzuwenden. Durch einen gemeinsamen Bekannten hatte ich Gelegenheit, mit dem Profi-Fotografen aus Österreich ins Gespräch zu kommen:

 

Manfred, wie kamst Du zur Fotografie?
Schon als Kind hat mich die Fotografie interessiert. Kann mich gut erinnern, dass ich immer wieder versucht habe, mit einem Augenzwinkern den Moment einzufangen und ihn für immer zu speichern. In unserer Familie war auch ich derjenige, der die Bilder von Ausflügen oder größeren Feiern geschossen hat. Somit war die Fotografie schon immer ein sehr wichtiger Bestandteil in meinem Leben.

Hast Du Dir das alles selbst beigebracht?
Am Beginn stand eine kleine analoge Pocketkamera mit der ich meine ersten Schritte unternahm. Ich hatte Bekannte und Freunde, die mit einer Spiegelreflex gearbeitet haben und wir haben in der Dunkelkammer unsere Bilder von den gemeinsamen Fototouren selbst ausbelichtet. Zu dieser Zeit hatte ein Bild noch einen größeren Wert und man fotografierte bewusster, da ja nur 24 oder 36 Bilder auf einer Rolle waren. Im heutigen digitalen Zeitalter geht dieses Bewusstsein etwas verloren und durch die Masse an Bildern, die jeder so schießt, wird oft die kreative Bildgestaltung vergessen. Fotografieren bedeutet, sich die Zeit zu nehmen und den Ort und die Umgebung bewusst zu sehen. Was spricht mich gerade an und was ist zu vernachlässigen? Konzentration auf das eine Motiv - weniger ist mehr.


Doch zurück zu Deiner Frage: Neben dem Learning-by-doing habe ich mit Fachzeitschriften und Büchern mein Wissen über die Fotografie erweitert. Im letzten Jahr habe ich auch die LIK Akademie für Fotografie und Design mit Auszeichnung abgeschlossen und besuche derzeit dort die Meisterklasse. Man lernt ja nie aus. [Manfred grinst selbstbewusst]

Der Schritt vom Amateuer zum Profi ist nicht ohne Risiken. An welchem Punkt war für Dich klar, dass Du mit der Fotografie Geld verdienen kannst?
Als die Nachfrage nach meinen Bildern größer wurde und das Feedback mich motivierte, es zu wagen. Ich muss dazu sagen, dass ich die letzten 25 Jahre in der Softwareentwicklung gearbeitet habe und das Fotografieren und auch Filmen immer meine Leidenschaft waren. Irgendwann kommt im Berufsleben die Entscheidung den alten Pfad weiter zu gehen oder etwas Neues zu wagen. Ich hab mich für das Neue entschieden und in den letzten zwei Jahren habe ich so viel gelernt, wie schon lange nicht mehr. [Dieses Mal lächelt er und in seinen Augen ist Begeisterung zu sehen]

Wie ging es nach der Entscheidung weiter und wie wurdest Du Profi?
Nach dem Ausstieg aus meiner alten Firma besuchte ich die LIK Akademie für Fotografie und Design in Wien und Anfang des Jahres startete ich mein eigenes Business. Die Erfahrung aus meiner bisherigen Tätigkeit half mir, meinen Betrieb aufzubauen und vieles in Eigenregie zu erledigen, wie z.B. meine Website. Die Entwicklung von Webseiten biete ich auch als zweites Standbein an. Somit liefere ich die Bilderwelt und die Website aus einer Hand.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Dir aus?
Aufstehen so um 7 Uhr. Nach der Dusche werden am Computer die Mails gecheckt und der Plan für den Tag kontrolliert. Erledigte Punkte von der ToDo-Liste gestrichen und den offenen Angeboten nachtelefoniert. Entweder es gibt ein Shooting oder ich bearbeite die Bilder vom Vortag. Neue Anfragen von Kunden werden so schnell wie möglich beantwortet. Ich teile mir die einzelnen Projekte so ein, dass ich immer ein ausgewogenes Verhältnis von Fotografie und Website-Entwicklung habe. Der Tag dauert meist so bis 19 Uhr.

 

Das klingt sehr solide und gut organisiert. Herrscht in Deiner Kamera-Tasche auch so viel Ordnung?
Ich verwende einen Foto-Trolley von ThinkTank, denn alles was man rollen kann, muss man nicht tragen. Darin befinden sich meine 5D Mark IV und meine 7D, diverse Objektive je nach Shooting, Reserve-Accus, Ladegerät, Sun Sniper Kameragurt, zwei Fernauslöser (Kabel und Infrarot), Graukarte, Putztücher, viele Speicherkarten, mein MacBook, Tethering-Kabel und Regenschutz.


Mit welcher Ausrüstung arbeitest Du am liebsten?
Am liebsten mit meiner Canon 5D Mark IV und einem Weitwinkel. Für die Architekturbilder verwende ich auch ein 16er Tilt-Shift Objektiv, um stürzende Linien zu vermeiden. Bei Portraits meist ein 100er oder das 70-200er.

Wieviel Zeit steckst Du nach dem Shooting in die Bearbeitung Deiner Aufnahmen?
Zu viel, da muss ich mich immer zügeln. Als Perfektionist tue ich mich da etwas schwer und übersehe gerne die investierte Zeit für einen Auftrag. Aber generell sitze ich nach einem größeren Auftrag insgesamt schon 8-10 Stunden bei der Nachbearbeitung.

Beschreibe bitte kurz Deinen Workflow zur Bildbearbeitung.
Die Bilder werden von der Speicherkarte mittels Card-Reader auf meinen Arbeitsrechner in Lightroom eingespielt. Alles auf SSDs damit die Performance akzeptabel bleibt. Adobe arbeitet jetzt ausdrücklich an Performanceverbesserungen für die nächsten Versionen - "keep fingers crossed". Alle paar Monate verschiebe ich im Lightroom-Katalog alle Bilder der ausgelieferten Shootings von der SSD auf eine große interne Festplatte, damit der Platz auf der SSD wieder frei wird. Wichtig ist auch, dass man bei den Katalogeinstellungen bei den Metadaten das Schreiben von XMP-Dateien einschaltet. Dann kann man auch in der Adobe Bridge die Bilder bearbeiten und ist nicht zu 100% abhängig von Lightroom. Der Vorteil beim Importieren in Lightroom ist die automatische Anwendung der Standardeinstellungen nach den ISO-Werten pro Kamera. Das heißt, man legt die Entwicklungseinstellungen (z.B. Rauschreduzierung) für jeden ISO-Wert der Kamera fest und beim Import wird jedes Bild entsprechend angepasst. Noch ein kleiner Performance-Tipp: Beim Importieren das Erstellen von 1:1 Vorschauen aktivieren. Dabei wird nach dem Import eine 100% Ansicht von allen RAW Dateien berechnet. Das spart viel Zeit bei der Nachbearbeitung, da die 100%-Vorschaudateien dann schon existieren.
Nach dem Import werden die Bilder gesichtet und bewertet. Alles was keine Bewertung bekommen hat, wird sofort gelöscht. Danach werden die Bilder verschlagwortet und die Filenamen umbenannt.
Die Grundbearbeitung der Bilder erfolgt auch in Lightroom je nach Motiv (Architektur, Interieur, Portrait, ...) nach meinen Presets. Die Detailretusche erfolgt in Photoshop. Die fertigen Bilder werden in Lightroom nach Kundenvorgaben exportiert und auf meiner Website zum Download bereitgestellt.

Für wen arbeitest Du hauptsächlich und wie kommst Du an neue Aufträge?
Mein Schwerpunkt liegt in der Architektur- und Interieur-, sowie in der Portrait-Fotografie. Viele Aufträge kommen von Immobilienentwicklern und Architekten sowie von Agenturen, die Webseiten für diese Firmen erstellen, aber auch von Firmen und Privaten für Businessportraits.
Zu Aufträgen kommt man durch Weiterempfehlungen und durchs Netzwerken. Man muss immer am Ball bleiben. Google AdWords ist auch eine gute Möglichkeit, um gefunden zu werden.

Hast Du ein Motto oder ein Zitat, das Dich bei Deiner fotografischen Arbeit begleitet?
"Fotografiere niemals etwas, das dich nicht interessiert." - Lisette Model | "Mach sichtbar, was vielleicht ohne dich nie wahrgenommen worden wäre." - Robert Bresson


Beide Zitate zielen genau auf den Kern der Fotografie. Nur wenn du dich mit dem Objekt identifizieren kannst, wirst du auch dahinter sehen können.

 

Für Portraits kann ich nachvollziehen, was diese Zitate für Dich bedeuten. Aber wie passt das zur Architekturfotografie?

Wenn dich die Formensprache der Architektur nicht interessiert und sie dich nicht anspricht, dann werden deine Bilder von Objekten nie beeindrucken. Der Architekt Mies van der Rohe ist für mich ein Visionär und war seiner Zeit voraus. Als Mitbegründer der Moderne schuf er einen neuen Stil, der bis heute in der Architektur großen Einfluss ausübt. Die offene Raumgestaltung, das Verhältnis von Proportion, Detail und Material haben eine große Wirkung. Wenn man sich zum Beispiel die Villa Tugendhat in Brünn ansieht, wird einem die großzügige, offene Raumgestaltung auffallen. Die großflächige, versenkbare Verglasung und die technisch ausgeklügelte Klimaanlage waren für die 1930er Jahre eine Innovation und zugleich ein Bruch mit der damaligen Bauweise. Sein Leitsatz „Weniger ist mehr“ entspricht auch meiner Vorgehensweise in der Fotografie, der Konzentration auf das Wesentliche und alles andere ausblenden.

 
Worin bist Du richtig gut?
Ich glaube, ich habe ein Auge für das Detail und ich kann gut zuhören. Das ist wichtig, um den Kundenwunsch auch wirklich erfüllen zu können.

Was bringt Dich bei einem Job in Rage?
Unpünktlichkeit!

Welche Social-Media nutzt Du und warum?
Ich benutze Facebook, Instagram, Flickr und Pinterest. Facebook ist als Selbständiger ein muss. Ist ja genau so wichtig, wie die eigene Website mit dem eigenen Portfolio. Instagram und Flickr nutze ich auch, um meine Arbeit zu präsentieren und Inspirationen von all den talentierten Fotografen zu erhalten. Ist immer wieder faszinierend, welch großartige Künstler mit diesen Plattformen zu hohen Bekanntheitsgraden gekommen sind. Pinterest wird hauptsächlich zur Inspiration benutzt und auch, um Mood-Boards für Kunden zu erstellen.

Hast Du ein fotografisches Vorbild, dem Du nachstrebst?
In der Portraitfotografie ist es Peter Lindbergh, der die natürliche Schönheit der Menschen ungeschminkt darstellen kann.
Aber es sind auch viele talentierte Fotografen, denen ich auf Instagram folge. Nikolator mit seinen großartigen Simplifizierungen, Andrés aus Hamburg (anlinsh) und Susanne (skraften) mit toller Architekturfotografie, jasonmpeterson mit Licht in schwarz-weiß, Jay Vulture (vulture_labs) geniale fine art fotografie und auch gustavoromeiro, rachstewartnz und mindz.eye für mein Reisefieber und noch Thomas Kakareko (thomas_k) und Joerg Nicht (jn) aus Berlin und viele mehr :)

 

Ups, das sind viele! Ich hatte mit ein oder zwei großen Namen gerechnet. Warum so viele unterschiedliche Stilrichtungen?

Die Liste der Instagrammer ist umfangreich und vielseitig, da sie für mich als Inspirationsquelle dienen, weniger als Vorbild. 
Wenn du mich nach meinen Vorbildern in der Architekturfotografie fragst, dann ist eines davon Hans-Georg Esch mit seinen beeindruckenden Bildern von den Megacities der Welt und auch Zooey Braun mit seiner auffallenden Ruhe und Unaufgeregtheit in seinen Bildern.


Welchen Rat würdest Du einem Amateur-Fotografen geben, der Profi werden möchte?
Hör auf vom Leben zu träumen und lebe deinen Traum. Es ist nie zu spät, einen Neustart zu wagen. Natürlich sollte man nicht völlig unüberlegt ins kalte Wasser springen. Man sollte das Ziel genau definieren und einen detaillierten Plan haben.
Wenn man sich als Fotograf selbständig macht, sollte jedem bewusst sein, dass man eventuell viel weniger fotografieren wird, als man es bisher als Amateur tat. Sehr viel Zeit läuft in die Akquise und Kundengespräche, Angebotserstellung und Planung, die Ausarbeitung, die Rechnungslegung und Buchhaltung. Im Grunde wird man nur ca. 5% seiner Zeit mit echtem Fotografieren verbringen. - Wenn dir das nichts ausmacht und du das alles gerne machst, dann bist du auf dem richtigen Weg [Manfred lächelt etwas mitleidig]

 

Ganz herzlichen Dank für diesen interessanten Einblick in Deine Arbeit!

 

Homepage: http://www.manfredsodia.com/

Manfred Sodia
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Foto von Manfred Sodia
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Veröffentlichung aller Fotos auf dieser Seite mit freundlicher Genehmigung von Manfred Sodia (www.manfredsodia.com).

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