Canon EOS 6D vs. neue Canon EOS 6D Mark II

Wer meinem Blog schon etwas länger folgt, der weiß, dass ich mich zwar für die Fotografie im Allgemeinen und die Kameratechnik im Besonderen begeistern kann, aber ich versuche kritisch zu bleiben und stimme nicht in den Lobgesang vieler Fotozeitschriften und Blogger ein, die neue Kameramodelle in den Himmel loben und den Eindruck erwecken, man müsste immer das neueste Equipment kaufen. Schauen wir daher mal kritisch auf den Neuzuwachs in der Canon-Familie:

Foto: Canon (EOS 6D Mark II)
Foto: Canon (EOS 6D Mark II)

Wie alle großen Kamera-Hersteller ist auch Canon bemüht, seine Modellreihen laufend weiter zu entwickeln. Bei der Canon EOS 7D, die einen APS-C Sensor besitzt, hatte es bis zur Mark II etwa 5 Jahre gedauert.

Auch die neue Vollformatkamera Canon EOS 6D Mark II hat etwa genauso lange auf sich warten lassen. Nun sollte man annehmen, dass sich in 5 Jahren im Bereich der Digitalfotografie so einiges tut. Es ist also spannend, die "alte" Canon EOS 6D mit ihrer Nachfolgerin mit dem Zusatzkürzel "Mark II" zu vergleichen.

 

Die 2012 erschienene 6D lag preislich zwischen den "semi-professionellen" APS-C Spiegelreflexkameras und den "Profi"-Vollformatkameras und sollte Canon helfen, ein neues Marktsegment von Amateurfotografen zu erschließen, die einen preiswerten Einstieg in die Klasse der Vollformatkameras suchten.

 

Was unterscheidet die neue von der alten 6D und welche Gedanken sollte sich jemand machen,

a) der bereits die 6D besitzt und auf die neue 6D II umzusteigen gedenkt oder

b) der sich eine hochwertige, aber bezahlbare Vollformat-DSLR zulegen möchte?


Schauen wir uns also zunächst beide Kameras näher an. Hierbei gehe ich bewusst nicht die lange Liste an technischen Details durch, sondern beschränke mich auf Features, die man auch als Amateur im praktischen Gebrauch "erleben" kann:

Die "alte" Canon EOS 6D (aus 2012):

Foto: Canon (EOS 6D)
Foto: Canon (EOS 6D)

Die Canon EOS 6D verfügt über einen 20,2 MP CMOS-Bildsensor im Vollformat, der eine Sensorempfindlichkeit bis 102.400 ISO besitzt. Der DIGIC 5+ Prozessor erlaubt ihr, 4,5 Bilder pro Sekunde bei voller Auflösung zu schießen, was nicht sonderlich schnell ist. Sie hat ein fest verbautes 3 Zoll Display und ein Magnesium-Gehäuse, das gegen Staub und Spritzwasser geschützt ist. Als Speichermedium nutzt sie ausschließlich SD-Karten (UHS-I). Die 6D hat außerdem 11 Autofokus-Messfelder, was zunächst wenig erscheint.

 

Der Neupreis lag zuletzt bei EUR 1.300,-. Allerdings wird sie im Handel nicht mehr angeboten. Gebraucht bekommt man sie in gutem Zustand für etwa EUR 900,- (Stand 09.2017).

Die "neue" Canon EOS 6D Mark II (aus 2017):

Foto: Canon (EOS 6D Mark II)
Foto: Canon (EOS 6D Mark II)

 

Die neue EOS 6D Mark II von Canon verfügt über eine etwas höhere Auflösung von 26,2 MP im Vollformat mit derselben Empfindlichkeit bis 102.400 ISO. Der schnellere DIGIC 7 Prozessor sorgt für eine höhere Geschwindigkeit von 6,5 Bildern pro Sekunde (zum Vergleich, die EOS 5D Mark III kommt "lediglich" auf 6 Bilder/Sek.). Sie hat ebenfalls ein 3 Zoll Touch-Display, das allerdings schwenkbar ist, und verfügt wie ihre alte Schwester über ein Gehäuse aus einer Magnesiumlegierung mit einer Abdichtung gegen Staub und Spritzwasser. Als Speichermedien kommen auch bei der neuen 6D Mark II leider nur SD-Karten mit dem UHS-I-Standard zum Einsatz, der Schreibgeschwindigkeiten von gut 90MB pro Sekunde erlaubt. Warum Canon hier nicht endlich mal einen deutlich schnelleren UHS-II Kartenleser eingebaut hat, ist mir schleierhaft. Eine technische Neuerung stellt das neue "Dual Pixel"-Autofokussystem mit 45 Autofokus-Kreuzsensoren dar. Der Neupreis des Bodys liegt bei EUR 2.100,- (Stand 09.2017).

Nun zur Auswertung, was heißt das konkret?

Ich war immer kurz davor, mir die "alte" EOS 6D anzuschaffen, habe mir dann aber seinerzeit eine EOS 5D Mark III gekauft. Vergleicht man beide Modelle, stellt man fest, dass die 5D Mark III auch nicht über eine höhere ISO-Empfindlichkeit oder einen besseren Prozessor verfügt, als die EOS 6D. Das Rauschverhalten ist etwa gleich. Der Unterschied zwischen 4,5 (6D) und 6 Bildern (5D Mark III) pro Sekunde macht sich schon bemerkbar, aber wer fotografiert jeden Tag Autorennen? Die etwas höhere Auflösung der 5D Mark III spielt ebenfalls kaum eine Rolle. - Bei oberflächlicher Betrachtung ist die "alte" 6D daher durchaus mit der 5D Mark III vergleichbar, kostet gebraucht aktuell aber nur etwas mehr als die Hälfte.

 

Nun zu den Neuerungen der 6D Mark II: Obwohl die beiden Kameras 5 Jahre Entwicklungszeit trennen, stechen nur zwei Merkmale des neuen Modells heraus: Der neue Prozessor "DIGIC 7" und das neue "Dual Pixel"-Autofokussystem mit 45 Kreuzsensoren. Es darf daher unterstellt werden, dass das Rauschverhalten der Kamera besser und der Autofokus vielleicht einen Tick schneller und präziser sein wird. Die deutlich höhere Auflösung ist meiner Erfahrung nach in der Praxis zu vernachlässigen. Alles was heute oberhalb von 18 Megapixel liegt, ist mehr als ausreichend und da lag das Vorgängermodell schon drüber.

 

Außerdem überlasse ich die Wahl des Fokus nicht der Kamera, das heißt, ich verwende immer nur einen Autofokusmesspunkt und verschwenke die Kamera dann lieber, so dass ich von der üppigen Anzahl von 45 Autofokusmesspunkten nur einen (!) verwenden würde (den in der Mitte). Den Hype um das neue Autofokussystem kann ich nur bedingt nachvollziehen. - Nun, was bleibt dann als wesentlicher Vorteil der Mark II?

 

Fazit: Ein Umsteiger von der 6D auf die 6D Mark II müsste schon bereit sein, etwa EUR 1.200,- Differenz zwischen dem Neupreis der 6D Mark II und dem Gebrauchtpreis der 6D aufzuwenden, um ein besseres Rauschverhalten und 2 Bilder pro Sekunde mehr durch seinen Umstieg zu erhalten. Die Akkus können zwar weiterverwendet werden, aber es wird ein neuer Batteriegriff fällig, da das Gehäuse etwas anders geformt ist. - Hmmm, lohnt sich das oder sollte man lieber die Differenz in ein gutes Objektiv investieren?!

Aber was ist mit jemandem, der noch keine 6D hat?

Sind wir mal ehrlich, die neue Canon EOS 6D Mark II positioniert sich genau so wie damals ihre Vorgängerin: Sie stellt quasi eine "5D light" dar. Die aktuelle Canon EOS 5D Mark IV ist von ihren Leistungsparametern ähnlich wie die 6D Mark II, kostet neu aber rund EUR 1.700,- mehr (um einen Gebrauchtpreis zu ermitteln, sind die Modelle noch zu neu auf dem Markt).

 

Wer also den Kauf einer Vollformatkamera erwägt, sollte sich gut überlegen, ob er für wenige technische Verbesserungen zwischen der 6D und der 6D Mark II bereit ist, soviel mehr auszugeben. Wer lieber keine Gebaruchte kaufen will, der sollte sich überlegen, ober dasselbe Argument nicht auch auf die 5D Mark IV und die 6D Mark II anwendbar ist. Auch hier liegen technisch keine Welten zwischen diesen beiden neuen Modellen - preislich aber schon!

 

Die Preisdifferenz sollte man in ein gutes Objektiv investieren! Dieser Gedanke ist sicher nicht so leicht vom Tisch zu wischen, zumal ein gutes Objektiv nachweislich wichtiger für ein gutes Foto ist, als der Body. Wer befürchtet, eine altersschwache Kamera zu kaufen, dem sei gesagt, dass ich bisher meist Kameras mit 5.000 bis 15.000 Auslösungen als Gebrauchte gesehen bzw. selbst gekauft habe. Canon legt die Verschlüsse für über 100.000 Auslösungen aus, so dass man auch bei einer älteren Kamera noch genug Puffer haben sollte bis die Technik vielleicht mal versagt.

 

Meiner Erfahrung nach sind gebrauchte Kameras bei Fachhändlern meist zu fairen Preisen zu bekommen, zumal man in aller Regel eine Garantie von einem Jahr auf die Gebrauchte bekommt, was bei ebay natürlich ganz anders aussieht. Hier kauft man nicht selten die Katze im Sack. Um ein Gefühl für die Gebrauchtpreise zu bekommen, kann man natürlich bei ebay reinschauen; zuverlässiger ist da jedoch folgende Gebrauchtpreisliste von einem Versicherungsanbieter für Foto-Ausrüstung.

 

Alle Angaben ohne Gewähr.


Nachtrag am 28.09.2017: Ein paar Tage nach diesem Blogpost habe ich mir die Canon EOS 6D für EUR 890,- gebraucht gekauft und teste sie gerade mit einem ebenfalls gebraucht gekauften Canon EF 24-105 L f/4.0 IS USM für EUR 600,-. Ich finde alle meine Einschätzungen aus meinem Artikel bestätigt. Die "alte" 6D ist eine solide Vollformatkamera, bei der ich nichts vermisse, was mir ein aktuelles Modell zusätzlich bieten könnte.

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Kommentare: 7
  • #1

    Lutz (Dienstag, 26 Dezember 2017 23:53)

    Danke! Dein Post hat mich vor einer Dummheit bewahrt. Ich spielte mit dem Gedanken, meine EOS 70D und die 6D zu verkaufen um mir die 6D Mark II zu kaufen.Mit deiner Argumentation ist das vom Tisch.

  • #2

    Sebastian Zimmer (Mittwoch, 10 Januar 2018 19:58)

    Ich muss mich auch Bedanke.
    Ich habe über die MK2 nachgedacht. Ich hatte lediglich bedenken was die Serienbildgeschwindigkeit angeht. Aber das werde ich mit meiner 60d kompensieren.
    Die 6D gibt es aktuell noch neu für 1100 Euro. Ich werde dann mal zuschlagen.

  • #3

    Ingo (Sonntag, 25 März 2018 14:20)

    Hey danke für deine klaren Worte, ich werde mir anstatt der 6D Mk2 lieber ein 24-70 2,8 zulegen. Werde es dann anstatt dem 24-105 auf meinerEos 6d nutzen. Lieber ein wenig mehr Geld in eine vernünftige Scherbe investieren.

    LG
    Ingo

    Hp ingo-hgeiduk.de

  • #4

    Apache Helicopter (Mittwoch, 30 Mai 2018 17:04)

    Also ich würde sagen, dass der kontinuierliche Autofokus beim Filmen und insgesamt die Autofokus Neuerungen und ganz besonders das Klappdisplay Grund genug ist, um den aktuelle Aufpreis zu zahlen.

  • #5

    Michael.M (Mittwoch, 20 Juni 2018 08:01)

    So ganz kann ich dich nicht in allem bestätigen. Der meiner Meinung nach sehr nervige Autofokus der 6d hat mich dazu gebracht doch den Umstieg von der 6d auf die 6d Mark ii zu wagen und ich bin da im nachhinein sehr froh um die Entscheidung. Die alte 6d hat einen hervorragenden Sensor in der Bildmitte, die restlichen Hilfssensoren drumrum haben mich aber öfters zur Weissglut gebracht. Ständiges Pumpen war keine Seltenheit und ließ sich so manches mal nur durch Verwendung des mittleren Kreuzsensors verhindern. Verschwenken ist aber nicht immer möglich. Bei offenblendigem Fotografieren verschiebe ich mir dabei die gesamte Schärfeebene und die Schärfe sitzt dann nicht mehr auf dem Auge. Bei der 6d Mark ii habe ich die Probleme nicht mehr, kein Pumpen, schnelles, sicheres anvisieren, wie man es bei der alten 6d nur vom mittleren Sensor gewöhnt war.
    Auch finde ich das Klappdisplay manchmal wirklich praktisch, vorallem in sehr bodennahen Situationen, wo ohne Klappdisplay so manchesmal nur auf gut Glück anvisiert werden konnte.
    Man sieht, die Prioritäten liegen sehr unterschiedlich. Dennoch für mich ein gut geschriebener Text von dir und interessant zu lesen wo die Prioritäten bei dir liegen!

  • #6

    Gui (Sonntag, 29 Dezember 2019 17:09)

    Wow.... durch Zufall bei Dir gelandet..... tolles Resümee ... zur 6d vs 6D II... wenn man(n) und Frau ne 6d hat... weiß man(n) und Frau auch das das nich lange Spass machen wird... Grüße und Danke Gui
    PS: Meine 6d hat gute 200t Auslösungen und keinerlei Probleme....

  • #7

    Thomas Stephan (Montag, 30 Dezember 2019 05:47)

    Hallo Gui,
    Danke für Deinen Kommentar! Vielleicht kann ich Eurer "Problem" lösen: Ich hätte gerade eine gebrauchte EOS 6D und eine EOS 5D III im Angebot. Bei Interesse melde Dich doch bitte über die Kontakt-Funktion bei mir.
    Viele Grüße, Thomas Stephan

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