RAW-Dateien bieten viele Vorteile, wenn man seine Fotos nachbearbeitet. In einer RAW-Datei werden alle Informationen gespeichert, die der Sensor aufgezeichnet hat. Die Dateien werden nicht komprimiert, was zwei Effekte hat: Zum einen ist die RAW-Datei deutlich größer als die komprimierte JPG-Datei, zum anderen gehen aber auch keine Bildinformationen durch eine Komprimierung verloren, so dass man angefangen von der Lichtfarbe (Weißabgleich), über die Kontraste, Höhen und Tiefen (also helle und dunkle Bildbereiche) bis hin zur Schärfe alles nachträglich bearbeiten kann. Und das ohne nennenswerte Qualitätsverluste in Kauf nehmen zu müssen. Bei JPG-Dateien sind ein Teil der dafür benötigten Bildinformationen nicht mehr vorhanden, was die Nachbearbeitung zwar nicht unmöglich macht, aber die Ergebnisse doch sichtbar verschlechtert.
Bisher war ich so vorgegangen, dass ich immer JPG-Dateien und RAW-Dateien parallel auf die Speicherkarte abgespeichert habe. Da ich große und schnelle SD-Karten benutze, fiel das bisher nicht weiter ins Gewicht.
Bei den letzten Portraitshootings ist mir jedoch aufgefallen, dass ich nach etwa einem Dutzend Fotos, die ich jeweils mit etwa einer Sekunde Pause dazwischen mache, den Auslöser meiner Canon EOS 5D Mark III nicht mehr drücken kann und etwa 2 Sekunden warten muss, bis sich der interne Speicher der Kamera in Richtung der SD-Karte erleichtert hat. Das wurde langsam nervig, weil ich gerne schnelle Serien mache, bei denen ich jeweils fokussiere, dann zwei Fotos auslöse, neu fokussiere, wieder zwei Fotos mache, neu fokussiere usw. Darin bin ich inzwischen recht geübt, so dass ich innerhalb weniger Sekunden viele brauchbare Fotos produziere, während meine Models laufend ihre Pose variieren. Wie gesagt muss die Kamera jeweils die JPG-Datei und die RAW-Datei auf die SD-Karte schreiben, was pro Bild knapp 30 MB ausmacht.
Die Ursache des Problems war also klar: Meine SD-Karten sind zu langsam! Ich brauche schnellere! Also habe ich mir anstelle meiner Karten mit einer Schreibgeschwindigkeit bis zu 90 MB pro Sekunde eine neue zugelegt, die bis zu 260 MB pro Sekunde abspeichern kann. Als die Karte heute kam, habe ich sie getestet und war enttäuscht: Die Schreibgeschwindigkeit war mit rund 91 MB pro Sekunde anscheinend nicht besser als die meiner bisherigen SD-Karten. Allerdings war die "schnellere" Karte mehr als drei Mal so teuer, wie meine bisherigen Karten, obwohl sie auch nicht mehr Speicherkapazität hat!
Zuerst dachte ich, man hätte mir eine Fälschung geschickt, denn die kursieren leider auch. Dann fiel mir ein, dass meine Canon EOS 5D Mark III schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat und vielleicht den relativ neuen UHS-II Standard der schnelleren Karten noch nicht unterstützt. - Und so war es dann auch. In meiner Kamera ist ein SD-Kartenslot verbaut, der nur den UHS-I Standard unterstützt. Das heißt, ich kann zwar sehr große SD-Karten verwenden, aber mehr Geschwindigkeit ist nicht drin! - Wirklich nicht?
Nach einer kurzen Recherche im Netz fand ich dann den Hinweis, dass man tunlichst nicht JPG- und RAW-Dateien gleichzeitig speichern soll, da der interne Puffer der Kamera damit stärker belastet wird, als wenn er entweder nur Dateien im JPG-Format oder nur im RAW-Format speichern soll. - Aha! Eine "sortenreine" Speicherung ist also schneller?! - Kurz getestet und siehe da, mein Problem mit dem Bildserien ist gelöst. Ich kann jetzt fast unendlich lang zwei RAW-Dateien schiessen, neu fokussieren, wieder zwei Bilder machen, neu fokussieren usw. Und das mit meinen bisherigen SD-Karten! Dadurch, dass ich jetzt keine JPG-Dateien mehr auf die SD-Karte speichere, habe ich auch noch etwa 15% mehr Speichervolumen gewonnen. Ich bekomme jetzt also mehr RAW-Dateien auf eine SD-Karte. - Ab jetzt kann ich also behaupten ... "I SHOOT RAW!"
Die schnellere SD-Karte ist auch wirklich schneller, wenn man eine Kamera hat, die diese Karten unterstützt. Aber selbst die neuste Canon EOS 5D Mark IV tut dies merkwürdigerweise nicht. Daher tausche ich die UHS-II Karte jetzt wieder um.
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